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Kunst und Fotografie

  • Autorenbild: Anna Belle Jöns
    Anna Belle Jöns
  • 9. Apr.
  • 2 Min. Lesezeit

Warum sollten wir Fotografen nicht über und von "Kunst" sprechen? Dann bräuchten wir auch nicht mehr über "Liebe" sprechen, oder? Man macht man es sich zu leicht, wenn man diesen Begriff „Kunst“ einfach eliminiert wissen möchte, nur weil er schwer zu fassen ist.


Ich versuche es mal: "Kunst" ist im Sinne eines Artefaktes zunächst einmal alles das, was der Mensch geschaffen hat, was es also ohne den Menschen so in der Natur nicht

gäbe. I.e.S. wäre Kunst für mich ein Unterbegriff der Ästhetik; immer dann, wenn ein Mensch etwas erschafft, was er nur durch eine lange Übungsreihe,

also mit einer gewissen erarbeiteten Fertigkeit sowie mit einem erworbenem Verständnis für formale Gestaltung schaffen kann, dabei ohne jegliche

utilitaristische Funktion außer der Kommunikation des Erlebten, einer Kommunikation, die eher der Intuition und Vorstellungskraft und eher der formalen Gestaltungskraft als einer inhaltlichen Aussage folgt, kann (!) ein Kunstwerk entstehen, wobei nicht der Kunstschaffende über die Definitionsmacht, was Kunst sei und was nicht, verfügt, sondern immer nur der informierte (!) Betrachter.


So verstehe ich "Kunst" und finde es völlig legitim, wenn auch ein Fotograf- endlich gehört ja auch die Fotografie zu den bildenden Künsten- sich bemüht, ein Kunstwerk zu schaffen. Natürlich kann er auch was anderes wollen, beispielsweise Dokumentationen, wo es mehr auf den Inhalt als auf die Form ankäme oder einfach nur Fotos fürs Album- aber wenn ich Fotografien veröffentliche oder ausstelle, sollte der Anspruch schon sein, neben Dokus eben auch eventuelle Kunstwerke zu präsentieren- ob es dann ein gelungenes sei, entscheidet das informierte Publikum, also solche Leute, die sich mit Fotografie und "Kunst" beschäftigt haben und eben nicht jeder großmäulige Laie. Und selbstredend gibt es auch unterschiedliche Grade gelungener Kunstwerke, wenn es denn überhaupt gelungen wäre, ein "Kunstwerk" herzustellen. Bei guten Fotografen gehe ich mal davon aus, dass sie es bei etwa hundert Versuchen ein Mal schaffen....


Also: Zu behaupten, man könne über Kunst nicht sprechen oder es sei vermessen, etwas als Kunst zu beurteilen, klingt erst mal bescheiden und daher sympathisch, ist aber letztlich eine Flucht vor der nötigen und nicht leichten Reflexion des Kunstbegriffs und fällt überheblich über die her, die sich darum trotz aller Schwierigkeiten bemühen, eben weil es ein existenzieller Begriff ist.

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