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Liebe

  • Autorenbild: Anna Belle Jöns
    Anna Belle Jöns
  • 9. Apr.
  • 2 Min. Lesezeit

Eventuell ist „Liebe“ die höchste Kulturleistung des Menschen, also eine kulturelle Leistung und eben nicht eine natürliche Gegebenheit. Auch kann man „Liebe“ als ein historisches, also veränderbares, Phänomen beschreiben. Es gibt sie nicht einfach so.

Da „Liebe“ also ein Kulturphänomen und dadurch per se ein soziales Konstrukt ist, muss man sich diese erst aneignen. „Liebe“ ist letztlich auch eine Entscheidung für jemanden oder für etwas- und entscheiden kann nur derjenige, der weiß, dass es ihn als ein Selbst gibt. Daher behaupte ich: „Liebe“ ist an ein Selbstkonzept gebunden-

um dann das Selbst auch transzendieren zu können.


Allerdings ist es eine verbreitete Ratgeber-Narretei, zu proklamieren, man solle sich zunächst einmal selber lieben, bevor man Liebe von anderen erwarte. Man kann mit sich im Reinen sein, aber man kann sich nicht selbst lieben, es sei denn um den Preis einer psychischen Störung, die man als Narzissmus bezeichnet. Liebe ist stets auf einen anderen gerichtet. Liebe ist ein Geschenk, das man von anderen erhält und das man als Geschenk an andere weitergeben kann; weitergeben kann man

aber nur, was man auch erhalten hat; daher ist die Liebe, die ein Kind erfahren kann, die Grundvoraussetzung dafür, Liebe als erwachsener Mensch empfinden und weitergeben zu können. Die Elternliebe ist der Samen, der Liebe reifen lassen kann. Wo Liebe nicht gesät wurde, kann sie sich auch nicht entwickeln.


Liebe ist -neben der Kunst- der mächtigste Trost in einer Welt, in der man auch scheitern kann. Die Liebe ist ein Zauber, der das Selbst erstrahlen lässt wie nichts sonst: Jeder, der schon einmal die Worte des anderen gehört hat “Ich liebe Dich“, weiß um diese Verzauberung des Selbst, und jeder, der schon einmal die Worte des anderen „Ich liebe Dich nicht mehr“ gehört hat, weiß um das existentiell erschütternde Erlöschen dieses Zaubers.

Wie bei jedem anderen Zauberspruch sollten wir auch den Zauberspruch: “Ich liebe Dich“ nicht verramschen und ihm auch ein wenig Magie belassen.

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